Nach den Abgasversuchen des deutschen Autokonzerns Volkswagen, bei denen Affen Dieselabgase einatmen mussten, sorgen nun Affenversuche der Universität Freiburg für Aufsehen. Der SonntagsBlick enthüllte am 4. Februar 2018, dass die Universität Primaten kokainsüchtig machen will: Der Tierversuch sei bewilligt und bereits in Vorbereitung. Die Studie bestehe darin, fünf Affen Kokain zu verabreichen, bis sie davon abhängig würden, um dann nach einer Behandlungsmethode – insbesondere basierend auf tiefer Hirnstimulation – für die herbeigeführte Sucht zu forschen. Die Versuche seien bereits erfolgreich an Mäusen durchgeführt worden, so die Forscher.

Der Einsatz von Primaten für die Forschung wirft zahlreiche ethische Fragen auf. Nicht zuletzt wegen ihrer Verhaltensähnlichkeiten zum Menschen sollten nichtmenschliche Primaten nur mit allergrösster Zurückhaltung für Versuche eingesetzt werden.

Umso erstaunlicher ist es, dass eine solche Studie in der Schweiz bewilligt wurde und auch noch mit öffentlichen Geldern an einer Hochschule durchgeführt werden soll.

Seit Jahrzehnten werden Studien zum Verständnis von Suchterkrankungen, gerade auch zur Kokainsucht, mit freiwilligen drogenkonsumierenden und nicht konsumierenden Probanden durchgeführt. Nichtinvasive Testverfahren, z. B. mit Hirnscans, werden häufig an freiwilligen menschlichen Versuchsteilnehmern getestet. Aber auch für die invasiveren Verfahren mit tiefer Hirnstimulation – einer Behandlungsmethode, die in der Humanmedizin seit mehreren Jahrzehnten Anwendung findet – gibt es Studien mit freiwilligen Probanden.

Die Bewilligung für die Affenversuche der Universität Freiburg ist mehr als fragwürdig.
Inwiefern beschränken sie sich auf das von der Tierschutzgesetzgebung vorgesehene unerlässliche Mass?
Wer hat ihre wissenschaftliche Relevanz überprüft?
Konnten die Forscher am Institut für Neurophysiologie der Universität Freiburg nachweisen, dass diese Versuche mit freiwilligen menschlichen Probanden nicht möglich sind?

Die Uni Freiburg ist bereits bekannt für grausame Affenversuche. Bei einem ihrer jüngsten Projekte ging es darum, durch die Verabreichung chemischer Substanzen neuronale Bereiche zu zerstören, um Verhaltensstörungen zu untersuchen. Seit 1975 werden an der Uni Freiburg Affenversuche durchgeführt. 2016 setzte das Institut für Neurophysiologie 23 Affen ein.
Welche Verbesserungen für Patienten haben diese Versuche bisher hervorgebracht?

Die LSCV fordert volle Transparenz, eine Veröffentlichung des Dossiers und eine glaubwürdige Begutachtung der Relevanz und der Erfolgsaussichten dieser Tierversuche.

Beispiele für Studien mit freiwilligen menschlichen Probanden, mit Hirnscans, Suchtmitteln usw.

Schweiz:
Functional changes of the reward system underlie blunted response to social gaze in cocaine users.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24449854

Frankreich:
High frequency of intracranial arterial stenosis and cannabis use in ischaemic stroke in the young.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25059999

Italien:
«Parkinson-dementia» diseases: a comparison by double tracer SPECT studies.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19553153

Grossbritannien:
Influence of compulsivity of drug abuse on dopaminergic modulation of attentional bias in stimulant dependence.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20530013

Spanien:
Reduced activity in functional networks during reward processing is modulated by abstinence in cocaine addicts.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26610386

Deutschland:
Dual-isotope SPECT imaging of striatal dopamine: a comparative study between never-treated and haloperidol-treated first-episode schizophrenic patients.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22081145

USA:
Relationship between drug use and prefrontal-associated traits.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12745418

Hippocampal volume mediates the relationship between measures of pre-treatment cocaine use and within-treatment cocaine abstinence.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25115748

Monoamine polygenic liability in health and cocaine dependence: imaging genetics study of aversive processing and associations with depression symptomatology.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24837582

Grossbritannien/Italien:
Effects of naltrexone are influenced by childhood adversity during negative emotional processing in addiction recovery.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28267152

Brasilien:
Increased electroencephalographic activity in crack-cocaine users visualizing crack cues.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27614336