Am 17. September 2024 veröffentlichte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) die Zahlen für das Jahr 2023. In einer Mitteilung schreibt es, dass „595’305 Tiere in der Schweiz für Versuche verwendet wurden“. Dies entspricht einem Anstieg von 1,6 % im Vergleich zum Jahr 2022. Reaktion des Philosophen Nico Müller, der an der Frage der 3R und der Umsetzung eines Ausstiegsplans arbeitet.

 

Was war ihre Reaktion, als Sie die neuen Tierversuchszahlen des Bundes sahen?

Aus ethischer Sicht ist es sicherlich besorgniserregend, dass die Gesamtzahlen wieder steigen. Überrascht bin ich allerdings nicht.

Man könnte denken, dass die 3R eine Auswirkung auf die Zahl der eingesetzten Versuchstiere haben sollten, doch das scheint nicht der Fall zu sein. Warum?

Sicherlich haben die 3R-Prinzipien einen gewissen Einfluss auf die Zahlen, aber offensichtlich ist es nicht genug, um die Tierversuche gesamthaft zu reduzieren. Ein Teil des Problems ist, dass wir zwar laufend Tierversuche durch Alternativen ersetzen, aber auch laufend neue Tierversuche entwickeln. Um die Gesamtzahl der Tierversuche effektiv zu senken, brauchen wir clevere politische Ideen.

Was für eine Strategie hätte eine echte Wirkung in absehbarer Zeit?

Zunächst einmal bräuchten wir eine nationale Tierversuchsstrategie. Der Bundesrat müsste Ziele festlegen – und nicht nur Reduktionsziele. Noch wichtiger sind Aufbauziele. Welche Aus- und Weiterbildungsmassnahmen, neue Infrastruktur und Finanzierungsprogramme wollen wir bis wann schaffen, um unseren Forschenden attraktiv zu machen, mit tierversuchsfreien Methoden zu arbeiten?

Was hält unsere Behörden davon ab, einen schrittweisen Plan zur Abschaffung von Tierversuchen umzusetzen?

Es wird oft befürchtet, dass eine Ausstiegs- oder Reduktionsstrategie die Wissenschaft einschränken würde. Darin steckt eine viel zu enge und negativ gedachte Vorstellung von Ausstiegsplanung. Eine gute Strategie würde sich in erster Linie ums Aufbauen drehen, nicht nur ums Abbauen. Es würde darum gehen, ein Umfeld zu schaffen, in dem Forschende auf Spitzenniveau arbeiten können, ohne Tieren zu schaden. Natürlich kostet das alles Geld. Aber was wir derzeit tun, kostet zu viele Tiere das Leben.

 

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